Brunsbüttel hat frühzeitig zahlreiche Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung initiiert, wie z.B. die Versorgung des Beamtenviertels mit Abwärme oder die Nutzung industrieller Abwärme entlang des Nordostsee-Kanals. Viele davon mit den Expert:innen von Averdung. 2024 übernahm die Averdung Ingenieure & Berater GmbH – in Kooperation mit ZEBAU – die kommunale Wärmeplanung für Brunsbüttel.
Ausgangssituation & Aufgabe
Mit der Einführung des bundesweiten „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“ (WPG) wurden die meisten Städte und Gemeinden in Deutschland zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Als Stadt in Schleswig-Holstein galt diese Pflicht bereits viel früher, bedingt durch die Regelungen im dortigen Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG SH).
Für die Stadt Brunsbüttel ein willkommener Anlass, die bereits bestehenden Konzepte und Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Wärmenetze um eine weitere Planung zu vervollständigen: Das eingespielte Projektteam von Averdung unter Projektleitung von Dr. Ing. Helmut Adwiraah und ZEBAU – Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt übernahmen 2024 die Konzeptionierung der kommunalen Wärmeplanung.
Vorgehensweise
Generell sind die Inhalte und die Vorgehensweise zur Erstellung der kommunalen Wärmeplanung in Schleswig-Holstein durch das Energiewende- und Klimaschutzgesetz (EWKG SH) und das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) vorgeben und folgen immer dem gleichen Schema.
Die Wärmeplanung wurde nach dem bis zum 28.03.2025 gültigen EWKG SH durchgeführt und beinhaltet folgende Schritte:
- Bestandsanalyse inkl. Verbrauchsdaten, Heizungsanlagen und Energieinfrastruktur
- Prognose des zukünftigen Wärmebedarfs unter Berücksichtigung der erwarteten energetischen Sanierung der Gebäude
- Quantitative, räumlich differenzierte Analyse des Potenzials lokal verfügbarer Wärme- und Kälte aus Erneuerbaren Energien und Abwärme
- Räumliches Konzept zur Zielerreichung einer treibhausneutralen Wärmeversorgung bis spätestens zum Jahr 2045 und
- Maßnahmenprogramm zur Umsetzung dieses Konzepts
- Monitoringkonzept
- Beteiligung der Öffentlichkeit
Das Besondere in Brunsbüttel: durch die bereits initiierten Maßnahmen wie z.B. das Energie-Quartierskonzept für das Beamtenviertel und die fossilfreie Wärmeversorgung Brunsbüttels im Rahmen der Förderung Wärmenetze 4.0 konnte die kommunale Wärmeplanung in hoher Detailtiefe realisiert werden.



Die Ergebnisse in der Übersicht
Brunsbüttel ist ein wichtiger Wirtschaftsstandort und ist maßgeblich von Seefahrt und Handel geprägt. Dies liegt an der direkten Lage zum Nord-Ostsee-Kanal sowie der Elbe. Hier haben sich in Brunsbüttel zahlreiche Industriebetriebe angesiedelt, was dazu geführt hat, dass insbesondere die Chemieindustrie eine große Rolle in Brunsbüttel spielt. Die Industriegebiete sind klar abgegrenzt von der Wohnnutzung und befinden sich im Norden und Osten des Stadtgebiets. Zudem befindet sich im Zentrum ein Gewerbegebiet mit überwiegend Handel und Dienstleistungsgewerbe. Die Gebäudetypologie im Projektgebiet Brunsbüttel ist merklich geprägt von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern sowie kleineren Mehrfamilien- und Geschäftshäusern, wobei sich im Beamtenviertel und im alten Dorfkern eine Vielzahl denkmalgeschützter Gebäude befinden.
In der Potenzialanalyse ergaben sich vielfältige Möglichkeiten zur Erzeugung regenerativer Wärme, wie z.B. oberflächennahe Geothermie und Aerothermie (Luft-Wärmepumpen) und Photovoltaik zur nachhaltigen Stromversorgung auf Wohnhäusern. Besonders hervorzuheben sind die Potenziale, die sich durch die Abwärmenutzung der ansässigen Unternehmen ergeben, sowie der Möglichkeit zum Einsatz von Luft-Großwärmepumpen. Grundvoraussetzung dafür ist der Betrieb und Ausbau von (wirtschaftlichen) Nah- und Fernwärmenetzen, wobei das aktuell in der Umsetzung befindliche Abwärme gespeistes Wärmenetz mit über 5.000 m Haupttrasse bereits in der von Averdung erstellten WN4.0 Machbarkeitsstudie konzipiert wurde. Im Rahmen der Wärmeplanung wurden weitere Wärmenetzeignungs- und erweiterungsgebiete identifiziert. Die Untersuchungen zu den weiteren Wärmeversorgungsgebieten sind im Maßnahmenplan priorisiert.
Hier geht es zum kommunalen Wärmeplan für Brunsbüttel.
Leistungen kommunale Wärmeplanung Brunsbüttel
- Bestandsanalyse, u.a.
- Gebäudestruktur
- Neubauplanungen
- Kommunale Liegenschaften
- Energieverbräuche
- Bedarfsprognose
- Potenzialanalyse u.a.
- Geothermie
- Luftwärme
- Industrielle Abwärme
- Solarthermie
- PV
- Zielszenario und räumliches Konzept
- Maßnahmenprogramm
- Übergeordnete Maßnahmen
- Wärmenetzmaßnahmen
- Maßnahmen für dezentrale Versorgung
- Monitoringkonzept
- Partizipativer Prozess