Ein ehemaliges US-Militärkrankenhaus wird zu einem der modernsten Laborgebäude in Deutschland. Insgesamt entsteht ein modernes Areal für Start-ups und etablierte Forschende: das FUBIC-Technologiequartier in Berlin.
FUBIC bedeutet: Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin
Können Nichtwohnquartiere mit hohem Stromlasten CO2-neutral, emissionsfrei, wirtschaftlich betrieben werden? Und dies ausschließlich mit erneuerbarem Strom? Ja! Dies beweist das wegweisende Projekt FUBIC in Berlin Steglitz. Denn hier erfolgt im Auftrag der WISTA Management GmbH die Entwicklung eines All-Electricity-Areals mitten in Berlin. Im Zentrum steht der Umbau und die Erweiterung eines ehemaligen US-Krankenhauses zu einem der modernsten Nur-Strom-Gebäude Deutschlands: Dem FUBIC- Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin.
Ein wegweisendes Vorhaben mit Vorbildcharakter.
Auf dem ca. 5 ha großen Areal entsteht ein Gründer- und Technologiezentrum, mit Büros und Laboren für Chemie, Mikrobiologie und Physik. Zukünftig sollen hier 80-100 forschungs- und technologieorientierte Unternehmensneugründungen und profilkonforme klein- und mittelständischen Unternehmen ihren Standort haben.
FUBIC Berlin ist das erste Demonstrationsprojekt in Deutschland für ein CO2– und emissionsfreies Nur-Strom-Energiesystem im Nichtwohnquartier. Nach Fertigstellung soll es sowohl als Blaupause zur Umsetzung weiterer Nur-Strom-Systeme auf Basis erneuerbarer Energien als auch als Reallabor zur Weiterentwicklung von sozialen, regulatorischen und ökonomischen Rahmen dienen.
Sie möchten mehr über das Gesamtprojekt FUBIC erfahren? Der Imagefilm und die Website der Wista Management GmbH geben einen guten Überblick.
Höchste technische Ansprüche.
Das Liegenschaftskonzept zeichnet sich durch ein All-Electricity-Energiekonzept mit höchsten Ansprüchen an Automation und Netzdienlichkeit aus. Es umfasst Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, mehrere Eisspeicher und einen Batteriespeicher, sowie eine Ringleitung für die Mittelspannung und ein cloudbasiertes Energiemanagementsystem. Es wurde in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Projektbeteiligten u.a. mit der RWTH Aachen erstellt.
Averdung Ingenieure & Berater begleiten die Umnutzung des Hauptgebäudes als Generalfachplaner für die Technische Ausrüstung – von der Konzeption bis zur Inbetriebnahme, über alle Anlagengruppen und Leistungsphasen der HOAI hinweg, einschließlich der Laborplanung. Die Leistung wird in einer Arbeitsgemeinschaft mit AHS Ingenieure erbracht, einem weiteren Unternehmen der Averdung Unternehmensgruppe.
Nur-Strom-Konzept im Bestandsgebäude.
Die Umsetzung des Nur-Strom-Konzepts in ein umzunutzendes Bestandsgebäude brachte einige Herausforderungen mit sich – insbesondere die räumliche und statische Integration der modernen technischen Ausrüstung in ein über 50 Jahre altes Gebäude. Diese Aufgaben wurden gemeinsam mit den Planungspartnern heinlewischer und Wetzel & von Seht in den verschiedenen Fachbereichen der Technischen Gebäudeausrüstung realisiert:
Nachhaltige Wärmeversorgung
Das Gebäude wird mit mehreren Wärmepumpen beheizt, deren Wärme in Pufferspeichern zwischengespeichert und bei Bedarf elektrisch nachgeheizt wird. Die Warmwassererzeugung erfolgt dezentral. Das 4. und 5. Obergeschoss erhält eine wassergeführte Fußbodenheizung, die unteren Geschosse vom Erdgeschoss bis einschließlich zum 3. Obergeschoss aus statischen Gründen eine elektrische Fußbodenheizung. Innenliegende Räume sowie die Labore werden maschinell be- und entlüftet. Hierzu werden zwei mehrgeschossige Lüftungszentralen im Untergeschoss vorgesehen und Wärmerückgewinnung in mehreren Stufen integriert.
Eine Besonderheit des Wärmeversorgungskonzeptes ist der Einsatz von Wärmepumpen um Fortluftvolumenstrom in Kombination mit Luft-Wasser-Wärmepumpen, deren Regeneration nicht über das Dach, sondern über Außeneinheiten in den umlaufenden Winkelstützwänden erfolgt.
Eine Kühlung ist für die raumlufttechnischen (RLT)-Anlagen, sowie Umluftkühlgeräte in den Laboren und die technische Ausrüstung der Labore erforderlich. Das Kaltwasser wird über die Wärmepumpe, die in der Kältezentrale des Untergeschosses untergebracht ist, erzeugt. Vier außenliegende Eisspeicher dienen als Energiespeicher für Wärme und Kälte.
Nachhaltige Stromversorgung und -nutzung
Das Gebäude erhält einen Mittelspannungsanschluss und wird mit zwei Photovoltaikanlagen ausgestattet. Eine Aufdachanlage sowie eine integrierte Fassadenanlage speisen gemeinsam in die Gebäudeverteilung ein. Die effiziente Nutzung der am Gebäude erneuerbar erzeugten elektrischen Energie wird über ein Lastmanagementsystem sowie einen Batteriespeicher gewährleistet, der mehrere Funktionen erfüllt. Es werden Ladevorrichtungen für Elektroautos und E-Bikes vorgesehen.
Fördertechnik
Insgesamt werden 4 neue Aufzüge in das bestehende Gebäude eingebracht. Die Fahrschächte sind zum Teil vorhanden und werden aufgestockt.

Das Projekt FUBIC steht symbolisch für alles, was die Energiewende aus- und unsere Arbeit als Generalfachplaner der technischen Ausrüstung so spannend macht: Die Herausforderung, nachhaltige Energiekonzepte zu erarbeiten und ressourcenschonend mit bestehenden Gebäuden und Infrastruktur in die Praxis umzusetzen.
Dipl-Wirt.-Ing. Roman Fritsches-Baguhl, Projektleiter
Digitale Planungsgrundlage durch BIM-kompatiblen Gebäudezwilling
Zur Gewährleistung einer durchdachten Planung und guter Kommunikation wurde ein digitaler Zwilling des Bestandsgebäudes erstellt. Das 3D-Modell bildet die geometrische Grundlage für die gewerkeübergreifende Planung technischer Anlagen, insbesondere der Raumlufttechnik.
Zwar sind im Modell derzeit keine attributierten Informationen hinterlegt, dennoch schafft die modellbasierte Arbeitsweise gemäß BIM-Methodik eine fundierte Basis für zukünftige Erweiterungen, Kollaborationen und integrale Planungsschritte.
Partnerunternehmen

Leistungen
- Leistungsphasen 1 bis 8 nach HOAI (KG 410-490)
- Inkl. Laborplanung
- Koordinierte, BIM-fähige Generalfachplanung der Technischen Ausrüstung
- Lean Construction (Taktplanung)
Besonderheiten
- Umnutzung eines Krankenhauses zum modernen Labor auf ca. 30.000 m² BGF
- Vier Eisspeicher als Energiespeicher für Wärme und Kälte
- Mehrere verknüpfte Wärmepumpen (Fortluft und Außenluft)
- Mittelspannungsanschluss
- 500 kWp PV-Anlage (Aufdach mit Gründach und fassadenintegriert)
- 500 kWh Batteriespeicher
- Wassergeführte und elektrische Fußbodenheizung
- Einbringung vier neuer Aufzugsanlagen in Bestandsgebäude
Beitragsbild: © heinlewischer. Vielen Dank!