Mehr Ökostrom ins Netz: Fast-Lane-Zertifizierung gestartet

Ökostrom statt Zertifizierungsstau: Durch ein vereinfachtes Zertifizierungsverfahren können seit Juli 2022 mehr Solaranlagen an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden. Dies gilt für Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 135 kW bis 950 kW. Möglich wurde dies durch einen Zusatz in der Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung (NELEV), die Ende Juli in Kraft getreten ist.

Diese regelt die Inbetriebnahme von Photovoltaik-Anlagen und BHKW und sah bisher eine Vielzahl von Nachweisen vor, um die Anlagen für einen Netzanschluss freizugeben. Zusammen mit dem vermehrten Zubau Photovoltaik-Anlagen führte dies zu einer Überlastung der Zertifizierungsstellen. Wertvoller Ökostrom konnte nicht nutzbar gemacht werden. Laut Spiegel betraf das deutschlandweit etwa 1.000 Anlagen.

Unter Mitwirkung des Bundesverband Solarwirtschaft e.V. BSW wurde der Weg für eine vorläufige, verkürzte Anlagenzertifizierung freigemacht und gesetzlich verankert. Kern ist eine „Fast-Lane“ für Solaranlagen: eine vorläufige Inbetriebnahme mit einer vorläufigen Betriebserlaubnis durch den Netzbetreiber. Geprüft werden hierbei lediglich vier notwendige Nachweise:

  • gültige Einheitenzertifikate
  • die vereinbarten Leistungsangaben
  • ein redundantes Schutzkonzept
  • das Konzept zur Steuerung der Wirk- und Blindleistung sowie des Netzsicherheitsmanagements.

Anlagenbetreiber:innen haben mit Erteilung der vorläufigen Betriebserlaubnis 18 Monate Zeit, um die Erfüllung aller technischen Anforderungen nachzuweisen. Sie erhalten dann das finale Anlagenzertifikat, die Konformitätserklärung und die endgültige Betriebserlaubnis.

Joachim Kohrt, Experte für Netzanschluss und Zertifizierungen und Senior-Projektingenieur bei Averdung, war maßgeblich an der Initiative und der Vorlage im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beteiligt. Er resümiert:

„Die verkürzte Anlagenzertifizierung fungiert wie eine Fast-Lane am Flughafen. Sie erlaubt den Zertifzierungsstellen, die Anlagensicherheit und Netzstabilität sicher zu stellen und gleichzeitig die Anlagen für den dringend benötigten Ökostrom freizugeben. So können in schnellerer Zeit mehr Megawatt Ökostrom parat gemacht werden. Hier zeigt sich wirkungsvoll, wie Verbandsarbeit – Hand in Hand mit allen relevanten Stellen – zu einer praktikablen und schnellen Lösung führen kann. Jetzt können endlich die fertig gestellten Anlagen den Strom aus Sonnenlicht einspeisen. Das das ist alles, was zählt.“

Mehr Informationen zum Fast-Lane-Verfahren z.B. in einem weiterführenden Artikel der Fachzeitschrift Photovoltaik.